Donnerstag, Dezember 18, 2025
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Ys vs. Trails in the Sky: Alternative Saga Test/Review

Manchmal erscheinen Spiele, die kaum jemand für möglich gehalten hätte. Ys vs. Trails in the Sky: Alternative Saga ist genau so ein Fall. Das ursprünglich 2010 in Japan erschienene Crossover galt lange als reine Kuriosität innerhalb von Nihon Falcoms Spielekatalog. Zwei der wichtigsten Reihen des Studios, Ys und The Legend of Heroes, treffen hier in einem actionreichen Mix aus Rollenspiel und Arena-Kampfspiel aufeinander. Dass dieser Titel nun, fünfzehn Jahre nach seinem Debüt, tatsächlich in einer modernisierten Fassung mit englischer Sprachausgabe und Online-Modi neu veröffentlicht wurde, ist beinahe schon ein kleines Wunder. Die Neuauflage bringt ein Stück Falcom-Geschichte auf moderne Plattformen und zeigt, wie experimentierfreudig das Studio in dieser Ära war. Die Idee, die dynamischen Echtzeitkämpfe der Ys-Reihe mit den charakterstarken Figuren und Schauplätzen aus Trails in the Sky zu kombinieren, klingt auf dem Papier ungewöhnlich, funktioniert in der Praxis aber überraschend gut. Wer allerdings noch nie mit diesen Marken zu tun hatte, dürfte sich stellenweise verloren fühlen, denn das Spiel setzt viel Wissen über beide Serien voraus.

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Zwei Welten treffen aufeinander

Das Spiel entstand ursprünglich in einer Zeit, in der Falcom mit Ys Seven den Sprung zu Gruppen-Action wagte und die Trails-Serie gerade mit Trails in the Sky ihren großen erzählerischen Lauf begann. Das Crossover greift genau diese Ära auf: Auf der Seite von Ys stammen fast alle Charaktere aus Ys Seven, während die Trails-Fraktion größtenteils Figuren aus Trails in the Sky: First Chapter und Second Chapter umfasst. Damit entsteht ein Ensemble, das Fans beider Reihen sofort wiedererkennen werden. Aufseiten der Ys-Charaktere stehen natürlich Adol Christin und sein treuer Freund Dogi im Mittelpunkt, flankiert von weiteren Mitstreitern aus Ys Seven wie Geis und Aisha. Ergänzt wird das Team durch Chester aus Ys III, eine Art Fan-Liebling aus älteren Tagen. Bei den Trails-Charakteren treten Estelle, Joshua, Kloe, Tita, Olivier, Renne, Loewe und Lloyd Bannings an. Letzterer war zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung 2010 noch gar nicht der Held eines eigenen Spiels, sondern feierte hier gewissermaßen seinen Vorabauftritt.

Dieses Figurenaufgebot wird in einer Geschichte zusammengeführt, die im mystischen Land Xanadu spielt, einer wiederkehrenden Referenz in Falcoms Werk. Hier treffen Helden aus unterschiedlichen Welten aufeinander, um gegen die Bedrohung durch den Drachen Galsis zu kämpfen. Die Handlung ist bewusst schlicht gehalten und dient vor allem als Rahmen, um die verschiedenen Figuren aufeinanderprallen zu lassen. Es gibt kleine Anspielungen, spaßige Dialoge und viele Querverweise auf die Hauptserien, doch die Geschichte selbst bleibt eher Beiwerk. Wer tiefgründige Falcom-Erzählkunst erwartet, findet sie hier nur in Ansätzen.

Kurzweilige Kämpfe mit vertrautem Kern

Spielerisch basiert Ys vs. Trails in the Sky: Alternative Saga auf dem Kampfsystem von Ys Seven, das Falcom für diese Neuinterpretation in ein Arena-Format übertragen hat. Statt weiträumiger Abenteuerkarten gibt es nun kompakte 3D-Schauplätze, auf denen sich zwei bis vier Charaktere in schnellen Echtzeitgefechten gegenüberstehen. Die Steuerung ist direkt und eingängig: Normale Angriffe, Ausweichrollen, Sprünge und Blocken bilden die Basis, während Spezialfertigkeiten und Superangriffe für Dynamik sorgen. Besonders gelungen ist das Timing-System der Paraden. Wer im richtigen Moment blockt, aktiviert den sogenannten Flash Guard, der kurzzeitig die Angriffskraft erhöht – ein Element, das man auch aus späteren Ys-Titeln kennt. Die Kämpfe sind dadurch rhythmisch und lebendig. Jede Figur verfügt über ein individuelles Set aus Spezialattacken, die sich mit gesammelter Energie aufladen lassen. Die Bewegungen sind schnell, aber gut lesbar, und durch die 3D-Arenen kommt zusätzlich vertikale Dynamik ins Spiel.

Trotz seiner Wurzeln im Action-RPG fühlt sich das Spiel eher wie ein unkomplizierter Arena-Fighter an, der vor allem auf Unterhaltung setzt. Balancefragen spielen eine untergeordnete Rolle, manche Figuren oder Unterstützungsfähigkeiten sind klar stärker als andere. Doch das ist kaum ein Problem, da es hier nicht um wettkampforientiertes Spielen geht, sondern um spaßige Duelle und nostalgische Begegnungen.

Zwischen Rollenspiel und Prügelspiel

Der Storymodus dient als Herzstück des Einzelspielerangebots. Man wählt eine von fünf Figuren und kämpft sich durch eine Reihe von Begegnungen, die durch kurze Dialogsequenzen verbunden werden. Erfahrungspunkte, Geld und Ausrüstung sorgen dabei für leichte Rollenspielelemente. Es gibt also Fortschrittssysteme, aber keine nennenswerte Herausforderung. Wer verliert, kann sich durch Levelaufstiege oder bessere Ausrüstung schnell wieder heranarbeiten.

Wer alle Charaktere ausprobieren will, kann im separaten Arcade-Modus gegen KI-Gegner antreten. Hier gibt es weniger Kontext, aber mehr Freiheit bei der Wahl der Figuren. Besonders schön ist, dass die Kämpfe immer wieder bekannte Orte aus Ys und Trails als Schauplätze nutzen, was Fans sofort nostalgisch stimmen dürfte. Auch im Mehrspielermodus entfaltet das Spiel seinen Charme. Sowohl lokale als auch Online-Duelle sind möglich, und die Entwickler haben dem Spiel sogar Rollback-Netcode spendiert. Damit laufen Online-Kämpfe erstaunlich flüssig, auch wenn die Community naturgemäß klein ist. Der Titel richtet sich in erster Linie an Fans, die sich zum Spielen verabreden, und weniger an eine breite kompetitive Szene.

Nostalgie trifft Soundgewalt

Ein echtes Highlight ist die musikalische Ausstattung. Über 150 Stücke aus Falcoms umfangreicher Geschichte sind enthalten, von rockigen Ys-Kampftracks bis zu orchestralen Trails-Melodien. Jede Arena lässt sich mit beliebiger Musik kombinieren, was für enorme Abwechslung sorgt. Falcom ist bekannt für seine herausragenden Soundtracks, und diese Sammlung liest sich wie ein Best-of-Album der letzten Jahrzehnte. Selbst wenn man den spielerischen Aspekt nur beiläufig verfolgt, ist die musikalische Präsentation allein schon ein Erlebnis.

Optisch merkt man dem Spiel seine PSP-Herkunft an. Die Figurenmodelle sind einfach, die Texturen grob, und die Animationen haben einen leicht altmodischen Charme. Dennoch funktioniert das Gesamtbild gut, weil die Schauplätze abwechslungsreich sind und das Spiel nun mit 60 Bildern pro Sekunde läuft. Es ist kein grafisches Highlight, aber ein sympathischer Zeitzeuge einer Ära, in der Handheld-Spiele noch experimenteller waren. Die neue Version bietet sowohl japanische als auch englische Sprachausgabe. Viele Sprecher sind Fans der Serien bereits vertraut, darunter Bryce Papenbrook als Adol und Stephanie Sheh als Estelle. Die Vertonung ist solide und trägt viel zur Atmosphäre bei. Kleinere technische Probleme wie seltene Abstürze oder Sprachverzögerungen trüben das Bild nur minimal.

Fazit: Ein Liebesbrief an Falcom-Fans

Ys vs. Trails in the Sky: Alternative Saga ist kein Spiel für die breite Masse. Es ist eine Liebeserklärung an eine bestimmte Zeit in Falcoms Geschichte und richtet sich vor allem an Kenner beider Reihen. Wer mit Ys oder Trails nichts anfangen kann, wird viele Anspielungen nicht verstehen und den emotionalen Wert der Begegnungen kaum nachvollziehen. Für Fans dagegen ist es ein kleines Fest. Die Mischung aus schnellen Kämpfen, RPG-Elementen und Nostalgie funktioniert überraschend gut. Das Spiel mag nicht perfekt ausbalanciert sein, doch es ist unterhaltsam, charmant und mit hörbarer Leidenschaft entwickelt. Es fühlt sich an wie ein liebevoller Rückblick auf 40 Jahre Falcom-Geschichte, verpackt in ein leicht zugängliches Actionspiel. Im direkten Vergleich zu modernen Kampfspielen wirkt die Mechanik simpel, aber gerade das macht den Reiz aus. Die Neuauflage hat genug Verbesserungen, um auch 2025 noch Spaß zu machen. Kurze Ladezeiten, Online-Modi und die Möglichkeit, eigene Musik zu wählen, runden das Paket ab.

Positiv hervorzuheben sind die stimmige Umsetzung des Ys-Kampfsystems, die große musikalische Vielfalt und die charmante Präsentation. Weniger gelungen sind die flache Geschichte und einige redundante Rollenspielelemente. Dennoch überwiegt das Positive deutlich. Ys vs. Trails in the Sky: Alternative Saga ist kein Meilenstein, aber ein wunderbares Stück Videospielgeschichte, das mit viel Herz restauriert wurde. Für langjährige Falcom-Fans ist es ein Pflichtkauf, für Neulinge eine kuriose, aber lohnenswerte Entdeckung.

Wertung: 7 von 10

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