Samstag, November 22, 2025
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Demonschool Test/Review – Shin Megami Tensei in der Neuzeit

Manchmal wirkt ein Spiel so, als hätte jemand tief im eigenen Kopf gekramt und die prägenden Serien und Filme der Jugend zu etwas Neuem verwoben. Demonschool ist genau dieses Spiel. Es erinnert an viele Kultwerke der letzten Jahrzehnte, ohne sich jemals wie eine Kopie anzufühlen, und präsentiert ein Taktikabenteuer, das zugleich vertraut und vollkommen eigenständig wirkt.

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Ein Campus voller Geheimnisse

Der Einstieg führt auf eine abgelegene Universitätsinsel, deren Atmosphäre sofort zwischen Ironie und Bedrohlichkeit pendelt. Was als gewöhnlicher Semesterstart beginnt, verwandelt sich schnell in eine dämonische Krise. Vorlesungen, Professoren und alltägliche Pflichten weichen einer übernatürlichen Bedrohung, die sich über den gesamten Campus legt. Das Szenario weckt sofort Erinnerungen an Serien wie Buffy oder Daria und verbindet sie mit einer Ästhetik, die an frühe Persona-Teile erinnert, jedoch bewusst härter und surrealer gezeichnet ist.

Die Dialoge zwischen den Figuren sind pointiert und lebendig. Jede Person besitzt Ecken, Humor, Macken und eigene Motive, sodass die Gruppe weit mehr wirkt als ein Haufen Archetypen. Klassische Horror-Elemente tauchen auf, etwa eine tödliche VHS-Kassette, doch diese Anspielungen dienen nicht als bloße Nostalgie, sondern als Bausteine einer eigenständigen Geschichte.

Stil zwischen Retro und Moderne

Visuell gelingt Demonschool ein eigenwilliger Mix aus isometrischen Retro-Elementen und markanten, teils grellen Farbflächen. Der Campus wirkt wie ein Ort zwischen Traum und Albtraum. UI-Effekte, Glitches und surreale Übergänge verstärken die Stimmung, ohne den Spielfluss zu stören. Die Bildsprache bleibt dabei stets konsequent. Szenen leuchten in giftigem Grün, dämonische Areale flackern in Rot, ruhige Abschnitte schimmern in violetten Schatten. Dieses Design macht jede Umgebung unverkennbar.

Auch der Humor trifft oft genau ins Schwarze, selbst wenn das Spiel abrupt zwischen Albernheit und düsterer Ernsthaftigkeit wechselt. Die Balance funktioniert erstaunlich gut, und selbst exzessive Effekte wie die ikonischen Gegnerexplosionen wirken stimmig, eher liebevoll referenziert als plump kopiert.

Ein ungewöhnlicher Taktikansatz

Die Kämpfe bilden das spielerische Herz von Demonschool und wirken wie eine Weiterentwicklung klassischer Taktiksysteme. Jede Einheit besitzt spezialisierte Fähigkeiten und agiert auf einem Raster. Statt typischer Levelaufstiege stützt sich das System auf Teammanagement und individuelle Anpassungen. Die Elemente reichen von Feuer und Wasser bis hin zu ungewöhnlichen Typen wie Blut oder Rost, was taktische Kombinationen ermöglicht, die man selten in anderen Spielen sieht.

Die niedrigen Lebenspunkte der Charaktere erzwingen präzise Planung. Ein falscher Zug kann den gesamten Kampf kippen, und die Entwickler ermutigen gezielt zum Nachdenken statt zum Grinden. Oft fühlt sich ein Gefecht weniger wie ein Kampf, sondern eher wie ein Rätsel an, das eine bestimmte Struktur voraussetzt und gleichzeitig kreative Lösungen zulässt. Die Bosskämpfe treiben dieses Konzept auf die Spitze und gehören zu den Höhepunkten des Spiels.

Abwechslung abseits des Kampfes

Zwischen den Missionen streut das Spiel immer wieder kurze Minispiele, persönliche Nebenaufgaben und surreale Sequenzen ein. Diese Momente fördern die Beziehung zu den Charakteren und tragen viel zur Weltbildung bei. Die Campus-Erkundung, das Interagieren mit Clubs und Studenten sowie die schrägen kleinen Episoden machen Demonschool lebendig und geben dem Spiel eine sehr eigene Identität.

Klang, der Atmosphäre formt

Der Soundtrack ist ein echtes Highlight und mischt synthlastige Melodien mit treibenden Kampftracks. Die Musik schafft eine mysteriöse, leicht fiebrige Stimmung, die perfekt zur Ästhetik passt. Das Sounddesign arbeitet zusätzlich mit knisternden Effekten, dämonischem Flüstern und verzerrten Geräuschen, die das Übernatürliche immer präsent halten.

Fazit

Demonschool ist ein Spiel, das sein Publikum ernst nimmt. Es erklärt wenig, vertraut auf Entdeckung und überlässt Spielern die Deutung seiner surrealen Welt. Die Mischung aus taktischem Anspruch, stilvoller Präsentation und schrägem Humor wirkt erstaunlich geschlossen. Es ist ein Spiel, das alte Einflüsse sichtbar trägt, diese aber transformiert und daraus etwas wirklich Neues entsteht. Wer Taktikspiele liebt und gleichzeitig Lust auf eine stilvolle Mystery-Geschichte hat, findet hier eines der ungewöhnlichsten und stimmungsvollsten Spiele der letzten Jahre.

Gesamtwertung: 8.5/10 

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