Es gibt kaum etwas, das cooler ist als ein riesiger Roboter. Schon der erste Daemon X Machina hat das eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Umso überraschender ist es, dass der neue Serienteil Titanic Scion die ikonischen Mechs zunächst durch Exosuits ersetzt. Statt schwerfälliger Giganten bekommt man wendige Kampfanzüge, und damit mehr Anthem als Armored Core. Auf den ersten Blick mag das wie ein Rückschritt wirken, doch schnell stellt sich heraus, dass dieser Schritt das Gameplay deutlich beschleunigt und unmittelbarer macht. Zudem eröffnet er eine Fülle an Anpassungsoptionen, während man sich auf einen Rachefeldzug begibt.
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Eine zerrissene Zukunft
In Titanic Scion taucht man in einen Konflikt ein, der seit Jahrhunderten schwelt. Nach Revolution und Kolonisation hat sich die Menschheit auf zwei Welten verteilt: Earth Prime und den sogenannten Blue Planet. Ein Anomalie-Ereignis führte dazu, dass manche Menschen dort mit besonderen Fähigkeiten geboren wurden. Diese Outers wurden von der Gesellschaft ausgegrenzt und verfolgt, bis sie schließlich die Macht übernahmen und eine militärische Diktatur im Garden errichteten, einer gewaltigen Raumstation über der Oberfläche. Die restliche Menschheit formierte sich als Reclaimers, die den verlorenen Boden zurückerobern wollen.
Ein Held nach Maß
Zum Start steht ein umfangreicher Charakter-Editor bereit, der verschiedene Körperformen, Gesichtsanpassungen und Accessoires wie Ponchos bietet. Drei Layouts ermöglichen individuelle Anpassungen, sodass man Helden erschaffen kann, die sowohl zum Anime-Stil der Reihe passen als auch eine persönliche Note tragen. Die Geschichte beginnt rasant: Als Outer entkommt man nur knapp einer Maschine, die das eigene Bewusstsein auslöschen wollte, und gerät sofort ins Visier des Garden. Die Flucht durch enge Stationgänge dient als Tutorial und macht klar, dass hier hohes Tempo herrscht.
Bald folgt der Einstieg ins Herzstück des Spiels: das Arsenal, ein persönlicher Mecha-Anzug. Er lässt sich mit zahlreichen Waffen ausstatten, von Klingen über Gewehre bis hin zu Energieschilden. Besiegte Gegner lassen Ausrüstung fallen, die man direkt looten kann, allerdings darf nur ein Gegenstand übernommen werden. Das zwingt zu schnellen Entscheidungen im Gefecht, unterstützt durch klare Vergleichsanzeigen.
Looten, tüfteln, dominieren
Das Arsenal ist stark anpassbar. Jede Armhälfte kann zwei Waffen tragen, dazu kommen Schulterbewaffnung und Extras. Neu sind zweihändige Waffen, die langsam sind, aber enormen Schaden verursachen. Durch den jederzeit möglichen Waffenwechsel bleibt man flexibel. Wer jedoch ein unausgewogenes Loadout wählt, etwa nur Nahkampfwaffen, gerät schnell in Schwierigkeiten. Neben Ausrüstung lassen sich auch genetische Veränderungen vornehmen. Materialien von besonderen Feinden, den Immortals, ermöglichen DNA-Mutationen, die das Alter Ego biologisch weiterentwickeln.
Chaotische, aber befriedigende Kämpfe
Im Kampf ist permanentes Bewegen Pflicht. Radar und Lock-On-Funktion helfen, den Überblick zu behalten. Zwar wirkt das Geschehen hektisch, doch Zielmarkierungen und solide KI-Unterstützung sorgen für Struktur. Mit echten Mitspielern steigt der Spaß deutlich, da bis zu drei Spieler im Koop die Story gemeinsam erleben können. Nach der Flucht aus dem Garden landet man auf Ground, wo man auf Forge und Toby trifft. Ihre Basis, das Gym, ist ein heruntergekommenes Trainingszentrum mit Arena-Kämpfen. Dort schließt man sich den Reclaimers an, die zwar misstrauisch sind, aber das Potenzial des Helden erkennen. Die Arena vermittelt Spielmechaniken und das raue Leben im Ödland.
Exosuits, offene Welt und schwere Rüstung
Auch wenn viele Fans die riesigen Mechs vermissen werden, kompensiert Titanic Scion dies mit einer offenen Welt, die überraschend lebendig wirkt. Später lassen sich dennoch schwer gepanzerte Heavy Armours herbeirufen, die das klassische Mech-Gefühl zurückbringen. Die Fortbewegung mit den Exosuits erinnert an Anthem und vermittelt durch Flugmanöver und Booster-Action eine Leichtigkeit, die klassischen Mecha-Spielen oft fehlt. Zusätzlich gibt es Fahrzeuge und sogar außerirdische Reittiere, die Kämpfe dynamischer machen. Titanic Scion kombiniert Elemente aus Anthem, Armored Core, Borderlands und Xenoblade Chronicles X, ohne seine Eigenständigkeit zu verlieren. Begleitet wird das Ganze von einem energiegeladenen Gitarren-Soundtrack. Das Spiel läuft stabil mit 30 FPS, wobei es bei Fahrzeugfahrten gelegentlich zu Einbrüchen kommt. Die PC- und Steam-Deck-Versionen laufen flüssiger, ein optionaler 60-FPS-Modus wäre wünschenswert. Grafisch überzeugt Titanic Scion durch seinen Anime-inspirierten Stil, detailreiche Mechs und abwechslungsreiche Umgebungen.
Fazit
Daemon X Machina: Titanic Scion ist ein wilder, unterhaltsamer Mix aus Mecha-Action, Loot-Shooter und Open-World-RPG. Der Wechsel von klassischen Mechs zu Exosuits bringt neue Dynamik ins Gameplay und sorgt für frische Ideen. Wer sich darauf einlässt, erlebt packende Kämpfe, vielfältige Anpassungsmöglichkeiten und eine Welt, die trotz vieler Einflüsse etwas Eigenständiges erschafft.