Freitag, Oktober 3, 2025
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Dying Light: The Beast Test/Review

Dying Light: The Beast ist eine erstaunliche Rückkehr zu alter Stärke und zugleich ein mutiger Schritt nach vorne. Techland gelingt es, die DNA der Serie zu bewahren und sie in einer Weise zu verfeinern, die der Reihe eine völlig neue Energie verleiht. Was anfangs wie ein konzentrierteres, engeres Abenteuer wirkt, entfaltet sich schnell zu einer Erfahrung, die sich lebendiger und intensiver anfühlt als Harran oder Villedor jemals waren. Dabei erfindet Techland das Rad nicht neu, sondern setzt auf ein kluges Wiederaufgreifen und Verfeinern seiner bewährten Mechaniken. Das Ergebnis ist ein Spiel, das sich anfühlt, als hätte die Serie endlich ihren Höhepunkt erreicht.

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Survival mit animalischem Highlight

Die Handlung setzt rund 13 Jahre nach den Ereignissen des Add-ons The Following an, in dem Kyle Crane sein Schicksal als menschlich-intelligentes Volatile akzeptieren musste. Nach seiner Gefangennahme und grausamen Experimenten durch den Pharma-Erben Marius Fischer, der sich als Baron zum Herrscher über ein verborgenes Tal aufschwingt, gelingt Kyle mit Hilfe der Wissenschaftlerin Olivia die Flucht. Doch die Gefahren hören damit nicht auf. Castor Woods, eine alpine Region voller Wälder, Ruinen und Siedlungen, ist übersät mit neuen Kreaturen. Diese sogenannten Chimären sind missratene Ergebnisse der Experimente, und ihre DNA verstärkt Kyles eigene Fähigkeiten. Der Spielfluss dreht sich nun darum, die acht monströsen Gegner aufzuspüren, ihre Kräfte zu absorbieren und sich Schritt für Schritt auf die finale Auseinandersetzung mit dem Baron vorzubereiten.

Der Auftritt von Roger Craig Smith in der Rolle von Kyle sorgt für ein starkes Wiedererkennungsgefühl, und die Präsentation verleiht dem Charakter fast schon Kinocharme. In den zahlreichen Zwischensequenzen, die in Third-Person-Ansicht inszeniert sind, wirken Kyles Narben, seine Bewegungen und seine lakonischen Sprüche wie eine Hommage an Actionfilm-Helden vergangener Tage. Diese Fokussierung auf Kyle als Figur ist ein entscheidendes Element, das die Geschichte zusammenhält. Es gibt keine weitreichenden, verzweigten Entscheidungen mehr wie in Dying Light 2, sondern eher kleinere Dialogoptionen, mit denen Spieler seine Persönlichkeit nuancieren können. Dadurch entsteht ein feiner Rollenspielaspekt, der vor allem Fans gefallen dürfte, die schon immer eine starke Bindung zu Kyle hatten.

Klassische Rache oder mehr?

Inhaltlich wirkt Dying Light: The Beast auf den ersten Blick wie eine klassische Rachegeschichte, doch die Begegnungen mit den Bewohnern von Castor Woods verleihen der Erzählung eine vielschichtige Dimension. In Nebenmissionen trifft man auf Figuren, die zwischen Trauer, Schuld und verzweifelter Hoffnung schwanken. Ob es ein Vater ist, der vom Verlust seiner Familie gezeichnet ist, eine ältere Frau, die ihre letzten Wünsche äußert, oder eine bizarre Episode, die in Kyles traumatisierte Psyche eintaucht, fast jede Nebenhandlung geht unter die Haut. Dass viele dieser Erlebnisse optional sind, macht sie umso bemerkenswerter, denn sie bereichern die Welt spürbar und verleihen dem Spiel eine emotionale Schwere, die weit über die typische Zombie-Action hinausgeht.

Dabei gelingt es Techland, die Inhalte in einem angenehmen Rhythmus freizuschalten. Anstatt den Spieler mit einer Flut an Icons auf der Karte zu erschlagen, wird das Nebenmaterial dosiert zwischen den Hauptkapiteln eingeführt. Diese Straffung tut der Serie gut und sorgt dafür, dass keine Ermüdung aufkommt. Die Levelgrenze liegt bei fünfzehn, und es ist problemlos möglich, in einem einzigen Durchgang alle Fähigkeiten freizuschalten. Auf der PS5 läuft das Ganze flüssig und optisch eindrucksvoll. Von blutigen Kämpfen bis hin zu leuchtenden Sonnenuntergängen über verschneiten Berggipfeln wirkt Castor Woods wie eine Welt, die gleichzeitig wunderschön und tödlich ist.

Doch sind die Kämpfe cool?

Das Gameplay punktet mit dem besten Kampfsystem der Reihe. Waffen können wie gewohnt gefunden oder hergestellt werden, und Mods erweitern die taktischen Möglichkeiten. Spieler haben die Freiheit, sich auf ihre Lieblingswaffen zu konzentrieren oder flexibel zwischen Schusswaffen, Nahkampfwaffen und improvisierten Tools zu wechseln. Besonders markant ist Kyles neue Beast-Mode-Fähigkeit, die sich im Kampf auflädt und verheerende Attacken gegen Gegnergruppen oder Chimären ermöglicht. Die Gewaltdarstellung ist extrem detailliert und realistisch.

Gedärme, platzende Augen oder zerfetzte Körper, die Inszenierung ist nichts für Zartbesaitete, aber gerade Fans des Genres werden die Intensität zu schätzen wissen. Auch das Traversal hat Techland weiter verbessert. Das Klettern und Parkour-Gameplay ist flüssiger denn je, wobei die Steuerung präzise und intuitiv reagiert. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt die Implementierung des Greifhakens, der mehr an ein Schwingen wie in Spider-Man erinnert als an ein Hilfsmittel zum Klettern. Das erfordert Timing und Fingerspitzengefühl, was nicht jedem liegt. Glücklicherweise ist dieses Feature nur selten zwingend notwendig, sodass es den Spielfluss nicht nachhaltig stört.

Parkour macht immer wieder Bock

Die offene Welt von Castor Woods steckt voller Details. Von Zeitungsartikeln über Audioaufnahmen bis hin zu geheimnisvollen Rezepten, überall gibt es Relikte und Hinweise, die das Bild der Region erweitern. Besonders gelungen ist die Art und Weise, wie Techland historische Bezüge, wie die Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts, in die Lore einbettet. Diese Geschichten sind optional, belohnen aber jeden, der bereit ist, sich in die Welt zu vertiefen. Das Zusammenspiel aus Erkundung, Story und Kämpfen sorgt dafür, dass kaum Langeweile aufkommt. Technisch zeigt sich die PS5-Version von ihrer besten Seite. Detaillierte Texturen, flüssige Animationen und ein denses Level-Design lassen die Welt glaubwürdig wirken. Selbst in hektischen Kampfsituationen bleibt die Bildrate stabil. Besonders eindrucksvoll ist die Ausleuchtung, die sowohl atmosphärische Sonnenuntergänge als auch schaurige Nachtszenarien meisterhaft einfängt. Die DualSense-Features tragen zudem zum Erlebnis bei, da Waffenhiebe, Schüsse oder das Schwingen des Greifhakens durch haptisches Feedback spürbar werden.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Dying Light: The Beast mehr ist als nur ein weiteres Kapitel. Ursprünglich wohl als Erweiterung gedacht, hat sich das Projekt zu einem eigenständigen Erlebnis entwickelt, das als inoffizieller dritter Teil gilt. Die Mischung aus packender Geschichte, raffiniertem Kampfsystem, immersiver Welt und emotionalem Storytelling macht es zu einem der besten Vertreter des Action-Horror-Genres. Auf der Habenseite stehen die bislang beste Kampfmechanik der Serie, die emotional dichte und gut getaktete Story, die packende Weltgestaltung und die gelungene Präsentation von Kyle als Figur. Auf der Negativseite fällt vor allem die schwierige Handhabung des Greifhakens ins Gewicht, außerdem können zufällige Begegnungen mit Überlebenden manchmal unpassend wirken und den Spielfluss stören. Dennoch überwiegt der positive Gesamteindruck deutlich, sodass Dying Light: The Beast als ein Höhepunkt der Reihe gilt.

Fazit

Dying Light: The Beast ist eine Liebeserklärung an die Fans, ein starkes Action-Horror-Erlebnis und der Beweis, dass Techland die Serie verstanden und konsequent weiterentwickelt hat. Mit über 50 Stunden Inhalt, packender Inszenierung und einem Helden, der so charismatisch wie nie zuvor auftritt, ist dieses Spiel eine klare Empfehlung für alle, die Lust auf intensive, düstere Abenteuer haben.

Wertung: 9 von 10

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