Survios’ neue Interpretation des Xenomorph-Universums bringt die klassische Sci-Fi-Angst zurück auf den Bildschirm, aber kann Alien: Rogue Incursion Part One Evolved Edition auch dauerhaft fesseln? Das Spiel will Horror, Action und Erkundung zu einem intensiven Erlebnis verweben, doch zwischen beeindruckender Atmosphäre und spielerischer Wiederholung bleibt ein ambivalenter Eindruck. Als Spielerin oder Spieler schlüpft man in die Rolle von Zula Hendricks, einer erfahrenen Soldatin und Technikerin, die einen Notruf ihres ehemaligen Kollegen erhält. Gemeinsam mit ihrem Androidenbegleiter Davis begibt sie sich zum Planeten Purdan, auf dem sich die Forschungsstation Castor’s Cradle befindet. Kaum angekommen, wird schnell klar, dass hier etwas furchtbar schiefgelaufen ist und dass die Xenomorphs nicht lange auf sich warten lassen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Die Ausgangslage ist klassisch: Isolation, metallene Gänge, blinkende Lichter und das ständige Gefühl, beobachtet zu werden. Survios gelingt es, diese Atmosphäre mit beeindruckender Detailliebe einzufangen. Schon das erste Herantasten an die düsteren Flure erinnert an Ridley Scotts Originalfilm, klaustrophobisch, beklemmend, tödlich. Doch während der Einstieg vielversprechend ist, stellt sich bald die Frage, ob der Schrecken über die gesamte Spielzeit hinweg bestehen kann.
Ein vertrautes, aber spannendes Setting
Alien: Rogue Incursion spielt zeitlich zwischen den ersten beiden Filmen der Reihe. Der Bezug zur Hauptserie ist spürbar, ohne sich auf altbekannte Charaktere zu stützen. Stattdessen steht Zula im Zentrum einer neuen Geschichte, die den Mythos um die Xenomorphs um eine weitere Facette erweitert. Die Anlage Castor’s Cradle ist dabei mehr als nur Kulisse. Mit ihren labyrinthartigen Korridoren, der kalten Beleuchtung und den verwitterten Maschinen wirkt sie wie ein eigener Charakter, ein sterbendes Relikt menschlicher Hybris. Anfangs motiviert das Erkunden: Überall finden sich Audio-Logs, Memos und Notizen, die von den früheren Bewohnern erzählen und die Machenschaften der GES, des verantwortlichen Konzerns, beleuchten. Diese kleinen Geschichten geben dem Spiel Tiefe und lassen erahnen, wie aus wissenschaftlichem Ehrgeiz eine tödliche Katastrophe wurde. Doch je weiter man vordringt, desto deutlicher zeigt sich, dass die Struktur der Anlage spielmechanisch stark auf Wiederholung setzt. Zahlreiche Türen müssen über Sicherungskästen oder Schweißarbeiten geöffnet werden, und viele Areale ähneln sich stark. Das ist atmosphärisch dicht, aber auf Dauer ermüdend. Besonders im Mittelteil verliert das Spiel an Spannung, weil die Bedrohung vorhersehbar wird.
Starke Atmosphäre, schwache Abwechslung
In Sachen Inszenierung überzeugt Survios auf fast ganzer Linie. Das audiovisuelle Design gehört zu den stärksten Elementen von Rogue Incursion. Das gedämpfte Brummen der Maschinen, das ferne Kreischen eines Xenomorphs, das metallische Klirren des Schweißgeräts – all das erzeugt ein Gefühl permanenter Anspannung. Die Stille zwischen den Attacken ist oft beängstigender als die Kämpfe selbst. Zula und Davis sind dabei glaubwürdige Begleiter. Ihre Dialoge wirken natürlich und bringen einen Hauch Menschlichkeit in die sterile Umgebung. Besonders Zulas Mischung aus Pragmatismus und Angst macht sie zu einer greifbaren Figur, während Davis’ stoische Gelassenheit für Ausgleich sorgt. Das Zusammenspiel der beiden trägt die Geschichte über weite Strecken.
Doch das Gameplay wiederholt sich schnell. Kämpfe gegen Xenomorphs und Facehugger wechseln sich mit Erkundungsphasen ab, die immer nach dem gleichen Muster verlaufen: Raum säubern, Ressourcen sammeln, Sicherung reparieren, weitergehen. Zwar gelingen einzelne Momente echter Spannung, etwa, wenn man sich mit wenig Munition durch eine Kolonie voller Gegner schleichen muss, doch diese Highlights bleiben zu selten. Auch das Waffenarsenal fällt überschaubar aus: Revolver, Schrotflinte und Pulsgewehr. Alle fühlen sich wuchtig an, aber wirkliche Variation fehlt. Wer die Xenomorphs nach dem dritten oder vierten Angriffsmuster durchschaut hat, verliert rasch die Angst und mit ihr den Reiz des Unbekannten.
Horror mit Grenzen
Trotz aller atmosphärischen Stärke kämpft Alien: Rogue Incursion mit der Monotonie seiner Abläufe. Survios setzt konsequent auf klassische Horrorformeln, ohne sie weiterzuentwickeln. Das Ergebnis ist solide, aber selten überraschend. Wer das Genre kennt, wird die meisten Schreckmomente kommen sehen. Was besonders auffällt, ist das abrupte Ende. Als erster Teil einer zweiteiligen Reihe endet Rogue Incursion mitten im Geschehen, was den Gesamteindruck abschwächt. Statt eines befriedigenden Abschlusses bleibt das Gefühl, nur einen Prolog gespielt zu haben. Hier hätte ein größerer erzählerischer Bogen mehr Wirkung entfalten können.
Hinzu kommen kleinere technische Probleme. In mehreren Fällen reagierte die Steuerung nach bestimmten Aktionen nicht mehr, etwa nach dem Schließen von Schaltkästen. Diese Fehler sind ärgerlich, vor allem, wenn sie in intensiven Momenten auftreten. Auch die Orientierung innerhalb der Anlage ist nicht immer klar, da wichtige Gegenstände teils so versteckt sind, dass die Suche frustriert. Trotzdem gelingt es dem Spiel, ein Gefühl echter Bedrohung aufrechtzuerhalten. Die wenigen Momente, in denen Zula vollkommen auf sich allein gestellt ist, gehören zu den stärksten des gesamten Erlebnisses. Der Horror hier entsteht weniger durch Schockeffekte als durch langsame, schleichende Panik, das Wissen, dass der nächste Angriff unausweichlich ist.
Fazit: Solide Spannung mit Luft nach oben
Alien: Rogue Incursion Part One Evolved Edition ist kein schlechtes Spiel, aber eines, das zu sehr in bekannten Bahnen verläuft. Es bietet starke Inszenierung, packende Atmosphäre und eine Hauptfigur, mit der man mitfühlen kann. Doch die mangelnde spielerische Abwechslung, die vorhersehbaren Begegnungen und das abrupte Ende verhindern, dass sich echter Horror entfaltet. Fans der Reihe werden dennoch ihre Freude haben, schon allein wegen der detailverliebten Umgebung und der gelungenen Soundkulisse. Für alle anderen ist es ein kurzweiliges, aber wenig nachhaltiges Erlebnis. Die Hoffnung liegt nun auf dem zweiten Teil, der das Versprechen einer vollständigen Geschichte hoffentlich einlöst.