Donnerstag, Oktober 23, 2025
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Battlefield 6 Test/Review

Es gab eine Zeit, in der die Shooter-Welt keine klare Krone kannte. Halo, Quake, Call of Duty und Battlefield teilten sich die Aufmerksamkeit der Spieler. Mit Battlefield 6, erschienen am 10. Oktober 2025, hat EA nun das scheinbar Unmögliche geschafft: Die Reihe steht nach Jahren des Zweifelns wieder an der Spitze und verdrängt Call of Duty von seinem lang besetzten Thron. Nach einer turbulenten Entwicklungsphase unter neuer Leitung präsentiert sich Battlefield 6 als das, was viele als „Standard-FPS der Gegenwart“ bezeichnen werden. Doch dieser Erfolg hat seinen Preis. Der neue Teil hat sich deutlich von seinen Wurzeln entfernt, von jenen großflächigen, taktisch geprägten Gefechten, die das Herz der Serie einst ausmachten.

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Rasante Explosionen statt gemächlicher Strategie

Wer die früheren Battlefield-Teile kannte, wird sofort feststellen, dass sich das Tempo drastisch erhöht hat. Statt bedachter Schlachten dominieren Explosionen, einstürzende Häuser und permanentes Chaos. Die Action fühlt sich an wie ein Michael-Bay-Film in Videospiel-Form. Überall fliegt Schutt durch die Luft, irgendwo brüllt jemand vor Schmerz, und ein Helikopter stürzt brennend vom Himmel. Diese Inszenierung beeindruckt visuell, kostet jedoch spielerische Tiefe. Besonders kleinere Karten leiden unter einer fast erdrückenden Intensität, weil Spieler zu oft in enge Bereiche gedrängt werden. Das führt zu hitzigen, aber auch ermüdenden Runden. Größere Karten existieren zwar, sind jedoch meist schmal angelegt und erzeugen so ein Dauer-Schlachtfeld, das kaum Raum für taktisches Vorgehen lässt.

Fahrzeuge bleiben das Herz der Reihe

Eines bleibt unverändert: Battlefield 6 lebt von seinen Fahrzeugen. Ob Panzer, Schützenpanzer oder leichte Jeeps – sie sind das Rückgrat des Gameplays. Jets fehlen noch in der freien Auswahl, Boote sollen später folgen, aber die vorhandenen Maschinen überzeugen. Die Steuerung ist präzise und flüssig, sowohl mit Maus und Tastatur als auch mit Controller. Schützenpanzer zerlegen Gegnerreihen mit ihrer Bordkanone, während Panzer mit ihrer Panzerung und Durchschlagskraft ganze Frontlinien umkrempeln. Besonders reizvoll ist die Zusammenarbeit im Fahrzeug: Ein Spieler steuert, der andere bedient das Geschütz, und zusammen entsteht jener typische Battlefield-Moment, der das Spielgefühl seit Jahren definiert. Die statischen Maschinengewehre auf den Karten sind ein taktischer Gewinn. Sie sind mächtig, wenn sie koordiniert genutzt werden, aber ein leichtes Ziel, wenn man allein agiert. Gute Kartenarchitektur sorgt dafür, dass sie immer Teil des Kampfes sind, ohne ihn zu dominieren.

Waffen ohne Wucht

Trotz all der Explosionen ist das eigentliche Schießen der schwächste Teil des Spiels. Die Waffenvielfalt ist solide, doch das Trefferfeedback enttäuscht. Viele Gewehre fühlen sich schwammig an, und die Schadenswerte sind zu niedrig. Es dauert oft fünf oder mehr Treffer, um einen Gegner zu besiegen, was die Gefechte träge wirken lässt. Das übertriebene Aimpunch-System verschärft das Problem: Wird man getroffen, kann man kaum noch reagieren. Dadurch gewinnt meist der Spieler, der zuerst schießt, unabhängig von Zielgenauigkeit oder Reaktion. Gerade Veteranen, die taktische Feuergefechte bevorzugen, könnten hier schnell frustriert sein. Nur Schrotflinten und Scharfschützengewehre liefern das befriedigende Treffergefühl, das man sich wünscht. Für alle anderen Klassen bleibt das Gunplay eher Mittel zum Zweck – funktional, aber selten mitreißend.

Eine gute Welt für eine schwache Geschichte

Die Einzelspielerkampagne knüpft an ein spannendes Setting an: Nach dem Zerfall von NATO-Strukturen kaufen Staaten den Schutz privater Söldnerarmeen, was schließlich zu einem globalen Konflikt führt. Eine clevere Prämisse, die aktuelle politische Spannungen aufgreift. Leider wird daraus erzählerisch zu wenig gemacht. Die Handlung springt ständig in Rückblenden, verliert den Fokus und wirkt wie das Ergebnis von zu vielen Kompromissen. Die Missionen selbst sind abwechslungsreich und atmosphärisch, doch die Geschichte schafft es nicht, daraus ein zusammenhängendes Ganzes zu formen. Positiv hervorzuheben sind die Schauspielerleistungen, allen voran Ashley Reyes und Jay Walker, die ihren Figuren spürbare Präsenz verleihen. Dennoch bleibt die Kampagne ein schwaches Glied in einem sonst starken Gesamtpaket.

Technik, Optik und Menüfrust

Battlefield 6 läuft erstaunlich gut auf mittlerer Hardware. Weniger gelungen sind die Menüs. Statt einer klaren Struktur erwartet den Spieler eine unübersichtliche Netflix-artige Kacheloberfläche, die das Navigieren unnötig erschwert. Es ist ein seltsamer Designentscheid in einem Spiel, das ansonsten viel Wert auf intuitive Bedienung legt. Grafisch überzeugt Battlefield 6 durch hohe Detaillierung, dynamische Beleuchtung und starke Partikeleffekte. Besonders die zerstörbare Umgebung sorgt für beeindruckende Szenen, die immer wieder an frühere Highlights der Serie erinnern.

Multiplayer als neues Aushängeschild

Der wahre Star ist der Mehrspielermodus. Hier findet Battlefield 6 seine Stärke wieder. Die Kombination aus Teamplay, Fahrzeugen und explosiver Action ist perfekt austariert. Selbst ohne große taktische Planung entstehen regelmäßig Momente spontaner Zusammenarbeit, die das typische Battlefield-Gefühl zurückbringen. Die Progression verläuft gemächlich, und der Battle Pass wird noch zeigen müssen, ob er faire Belohnungen bietet. Trotzdem hat das Spiel jetzt schon enorme Anziehungskraft: Kaum ein Abend vergeht, ohne dass Freunde gemeinsam ins virtuelle Gefecht ziehen. Die sozialen Aspekte und die sofortige Spielbarkeit machen Battlefield 6 zu dem Multiplayer-Shooter, den die Community seit Jahren vermisst hat.

Fazit:

Battlefield 6 ist kein perfektes Spiel, aber ein spektakuläres Comeback. Es verliert zwar etwas von der strategischen Tiefe der älteren Teile, gewinnt jedoch in Tempo, Atmosphäre und Spielfreude. Die Kampagne ist verzichtbar, das Gunplay ausbaufähig, doch das Gesamtpaket überzeugt als moderne Neuinterpretation eines Klassikers. EA hat es geschafft, Battlefield wieder relevant zu machen, mit einer Mischung aus Hollywood-Bombast, intuitiver Fahrzeugsteuerung und klarem Fokus auf Teamplay. Nach Jahren der Stagnation im Shooter-Genre fühlt sich Battlefield 6 wie ein Neubeginn an. Es mag nicht das beste Battlefield aller Zeiten sein, aber es ist das, das die Serie wieder auf Kurs bringt.

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